Fournier RF-4D2 von Aero-Naut

Ein Baubericht von Michael E. Hougen,
zum Bau der Fournier RF-4D von Aero-Naut

Fournier RF-4D

René Fournier entwickelte 1960 ein einsitziges Ultraleichtflugzeug, die RF01. Mit Unterstützung der französischen Regierung wurde dieses Modell weiterentwickelt bis es im März 1963 unter der Bezeichnung RF3 die Serienreife erlangte. Drei Monate später erhielt die RF3 die Zulassung und wurde ab November ´63 ausgeliefert. Nach etwa 95 Exemplaren wurde die wesentlich verbesserte RF4D entwickelt, die ab 1966 mit etwa 160 Stück ausgeliefert wurden. Auch einige herausragende sportliche Leistungen kann die RF4D vorweisen, so z.B. der im Mai 1969 durchgeführte Flug über den Atlantik von Miro Slovak, der 175 Std.42 Min. dauerte. Beim von der Daily Mail ausgeschriebenen Transatlantik-Rennen gewann die RF4D in der Gewichtsklasse unter 2.268 kg  10.000 Pfund Sterling

Fournier RF-4D-02
Michael E. Hougen beim Fotoshuting mit der Fournier RF-4D von Aero-Naut.
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Wie das Original

Das Oberteil der Haube ist abgenommen, der OS FL 70 Viertakter wird mit fettem Gemisch noch „Eingelaufen“. Der Motor wird auf diese Weise gut gekühlt. Die RF-4D steht auf dem Platz wie das Original bei einer Motorenwartung. Knapp eine Stunde später, die Haube ist inzwischen geschlossen, rollt das Modell zum Start. Alle Checks sind durchgeführt – Rollout zum Erstflug.

Die Motordrossel wird geöffnet, die RF-4D rollt an. Bei leichtem Seitenwind sind nur wenige Korrekturen am Seitenruder notwendig. Dank der kleinen Räder unter den Tragflächen und unter vorsichtigen Querrudereinsatz bleibt das Modell schön waagrecht. Kaum sichtbar hebt sich der Schwanz und die RF-4D steigt nach 40 – 45 Metern flach weg. In der Luft wird die Steigrate aber schnell immer steiler, Trimmkorrektur auf Tiefe und das Modell fliegt schön geradeaus. Seitenruder und Querruderkorrekturen sind nicht notwendig.

Nach den ersten Runden, Steig- und Sinkflügen sowie Schwerpunkttest steht fest: der nach Plan eingestellte Motor- und Seitenzug stimmt. Der von mir im voraus um 4 mm zurückgesetzte Schwerpunkt musste jedoch auf die werksmäßigen Vorgaben vorgelegt werden.

Das Modell fliegt auch mit gedrosseltem Motor noch recht zügig und reagiert auf alle Ruderbefehle sehr gutmütig. Mit fast Leerlauf im Langsamflug setzt sich die RF-4D förmlich auf den Schwanz, reagiert zwar etwas träger aber immer noch gutmütig auf die Ruderausschläge. Wenn sie dann immer langsamer gemacht wird, werden die Ruderannahmen immer schwammiger und die RF-4D gerät leicht ins Schwanken um die Hoch- und Querachse. Bei zu geringer Fahrt fällt sie dann in ein langsames Trudeln, es ist dabei keine bevorzugte Richtungsneigung festzustellen. Nach etwa einer halben bis dreiviertel Umdrehung kann die RF-4D problemlos und fast wie von selbst wieder aus der Drehung herausgeholt werden, hat dann aber einige Höhe verloren.

Gemäßigter Kunstflug geht sehr gut und bei größerem Querruderausschlag auch sehr flott, dabei kann die RF-4D auch relativ schnelle und große Loops aushalten. Die Rolle kommt in der zweiten Hälfte stets schneller, der Ruderausschlag sollte daher wieder zurückgenommen werden.

Das die RF-4D kein ausgesprochener und neutral fliegender Kunstflieger sein kann, muss bei diesem Modelltyp jedem klar sein. Dennoch macht es viel Spaß sie „Turnen“ zu lassen.

Für die Landung empfiehlt es sich einen zweiten Flugzustand zu programmieren, in dem Drosselknüppel und Landeklappenschieber getauscht werden. Bei fest eingestellter Schieberstellung auf Leerlauf des Motors, kann die Landung mit dem Störklappenknüppel wunderbar eingeteilt werden. Die Wirkung der ausgefahrenen Störklappen ist ausgezeichnet, die RF-4D kann damit sehr schnell Höhe abbauen.

Mit entsprechenden Stör- und Höhenruderunterstützung und Dank dem gefederten Fahrwerk, kann die RF-4D mit einer butterweichen Landung auf den Platz gesetzt werden. Das dem Original nachempfundene Einziehfahrwerk macht die Unebenheiten des Landeplatzes wunderbar glatt, die RF-4D rollt wie ein Original zum Standplatz zurück.

cockpit

Vor den herrlichen Flugerlebnissen hat Aero-Naut dem Modellbauer jedoch noch einige Arbeiten gelassen. Die weiß eingefärbten GFK-Teile, Rumpf und Motorhaube des Testmodells sind ohne Lunker o.Ä. und konnten bis auf die dünne Naht am Rumpf unlackiert durchgehen. Alle Zubehör- und Kleinteile, wie z.B. ausgefräste GFK-Ruderhörner, GFK-Halterungen Alu- und Messingröhrchen, Motorträger etc. sind von erstklassiger Qualität. Auch die Fahrwerksteile des vormontierten pneumatischen Einziehfahrwerks, das anlenkbare Spornrad und die demontierbaren Stützräder unter den Flügeln, alles in vorbildgetreuer Ausführung, machen einen vorzüglichen Eindruck. Die Tragflächen sind aus Styro-Abachi-Sandwich, das Leitwerk in Styro-Balsa-Sandwich hergestellt. Die Tragflächen und das Leitwerk bedürfen noch einiger Nacharbeit. Die Rohre der Tragflächenverbinder müssen exakt ausgerichtet und eingeleimt werden. Die Randbögen sind anzuleimen. Dann sind die Tragflächen gesamthaft auf das vorgegebene Profil zu verschleifen. Der Bausatz enthält sogar drei Sperrholzschablonen für den Flächenbereich um die Nasenleiste. Die bebilderte Bauanleitung beschreibt den Baufortschritt teilweise sehr ausführlich. Manche Bauabschnitte bzw. Details sind jedoch nur in Ansätzen oder gar nicht beschrieben. Dafür sind entsprechende Hinweise aus dem verkleinerten Bauplan zu entnehmen. Die Nabenlöcher der kleinen Räder sind zu klein gebohrt und passen nicht zu den Achsen des Sporns und den Stützhilfen unter den Tragflächen, diese mussten an diesem Bausatz nachgebohrt werden. Etwas Nacharbeit erforderte auch das gefederte Einziehfahrwerk. Eines der Langlöcher war nicht ganz exakt gefräst, es hakte erst nach einer geringfügigen Nacharbeit nicht mehr beim Ein- und Ausfahren. Die Auspuffattrappen werden durch noch zu bohrende Löcher und Anlöten der Röhrchen an die Träger richtig schön. Durch die beiliegenden ABS-Teile für Sitz und Instrumentenkonsole lässt sich der Innenraum ebenfalls vorbildlich gestalten. Die Fahrwerksabdeckung hätte ich mir jedoch aus GFK gewünscht, denn diese trägt auch die beiden Tanks. Nach wenigen Flügen zeigen sich an den Eckanschlüssen bereits erste Risse.

    1. Die nach den Rumpfanformungen auszuschneidenden Fahrwerksklappen sind zu klein, darauf wird auch in der Bauanleitung hingewiesen. Im Baukasten liegen auch größere Klappen aus Sperrholz. Nach dem Einbau stellte sich aber heraus, dass die Klappen um mind. weitere 3 mm nach vorne vergrößert werden sollten, damit das Rad beim Ein- und Ausfahren nicht am Rumpf anstößt.

    2. Der Rumpfausschnitt für die Entlüftungsöffnung unter der Motorhaube kann auch mit nur zwei Schnitten erfolgen, so kann die verbliebene Lasche bis zum Motorspannt gebogen und verleimt werden. Die seitlich verbleibenden Dreiecke können dann mit eingedicktem Harz passgenau verschlossen werden.

    3. Die Fahrwerksklappen mussten nachgearbeitet werden, weil sie am Scharnierausschnitt kratzten. Ohne Anecken lassen sich die Klappen schließen, wenn jeweils ein weiteres Röhrchen an den vorderen Laschen der Fahrwerksklappen, sowie ein weiteres am vorderen Rumpfanschluss eingebaut wird.

    4. Der Pneumatikzylinder des EZFW zeigte nach mehreren Flügen Fehlfunktionen. Die Luft entwich gelegentlich entlang der Kolbenwandung und der Entlüftungsbohrung, möglicherweise waren Schmutzeinschlüsse im Zylinder hierfür verantwortlich.

    5. Bei dem Testbausatz fehlten einige Holzteile, so z.B. der gesamte Unterbodenbereich. Aber ein versierter Modellbauer hat hierfür stets genügend passende Materialien in seiner Bastelstube – oder?

    6. Manche Gewindeschräubchen waren zu lang, andere dafür nicht in der erforderlichen Anzahl vorhanden. Auch hier musste der Mini-Trennschleifer bzw. Werkstattersatz des Testers herhalten.

Motorisierung

Aeronaut empfiehlt Viertaktmotoren, insbesondere die kleinen Boxer von Saito. Am Testmodell wurde der FL-70 von OS mit einer APC-Latte 12×7 eingesetzt. Dieser passt, allerdings mit einem Kunststoffträger und nicht mit dem Original-Motorträger, komplett samt Wellschlauchkrümmer und Dämpfer unter die zweiteilige Motorhaube. Dieser Motor wurde aber leicht in der Achse nach oben gedreht eingebaut, so verbleiben zwischen Wellschlauch bzw. Kühlrippen des Motors zu den GFK-Teilen der Haube jeweils noch 4 – 5 mm. So mussten für den Auspuff keine zusätzlichen Löcher aus der Motorhaube ausgeschnitten werden. Die Motorkraft ist mehr als ausreichend für dieses Modell. Für den vorbildgetreuen Flug muss man den Knüppel bis fast zum Leerlauf zurückziehen. Bei der Landung muss der Motor bis kurz vor dem Stillstand gedrosselt werden. Insgesamt kann dieser Bausatz einem etwas erfahreneren Modellbauer empfohlen werden, der noch ein wenig Bauwille zeigt. Mit ausgebautem Cockpit und entsprechender äußerer Gestaltung hat man mit der Fournier ein sehr schönes und nicht gerade alltägliches Modell, dass viele Zuschauer in seinen Bann zieht, wenn es vorbildlichen Kunstflug in den Himmel zaubert

Dieser Testbericht vom M.E. Hougen wurde in der FMT im März 2006 veröffentlicht

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